Durch Zufall lese ich was. Eine Hardcore-Punk Band die mit zwei Songs in drei Kategorien für den Grammy 2023 nominiert ist (Gewinner Anwärter). Häh, wie ist das möglich und wie klingt sowas. Das muss ja massentauglich sein. Das interessiert mich :)

Die zwei Songs

On October 11, 2022, it was announced that the band would support Blink-182 on the North American leg of their upcoming 2023 global tour.

On November 15, 2022, it was announced that Turnstile was nominated for three Grammy Awards: „Holiday“ was nominated for Best Rock Performance, and „Blackout“ was nominated for both Best Rock Song and Best Metal Performance. (wiki)

Album

Ja wie ist denn das Major Album „Glow On“ (2021)? Schon richtig fett produziert, die Punkwurzeln sind noch stark erkennbar. Sicherlich ist es Post Hardcore mit Metal Einflüssen, Alternative, Funky Hardcore. Es groovy, ist funky und rollt. An allen Stellen im Album sind Effekt Sounds eingestreut, die geben dem ganzen mehr Atmo („Dream Punk“) mit Frauenstimme, Blubber, Bongo, Clap etc. Doch gebraucht hätte es das nicht, finde ich. Die hohe Stimme finde ich toll, er kann wirklich singen. Sound und Gitarre sind cool. Ich höre 10 Bands von früher heraus. Sie können was, sie können richtig hart sein, mit Step Moshparts und Sing-Alongs. Nicht mehr alles ist lupenreiner Hardcore. Also mir gefällts.

Hardcore

Sie bezeichnen sich selbst noch als Hardcore Band.

Die Punk Style Polizei (narrow minded) ist bereits aktiv und überall sind Leute (Artikel, Youtube etc), die sagen die Band hätte den „Pfad der Wahrheit“ verlassen, sie machen den Sellout, früher waren sie besser etc. Mal wieder ganz typisch, das Klischee Modell „Verräter“. Das war früher schon so und wird sich nie ändern.

Naja, da entwickelt sich jemand weiter und möchte auch von der Musik leben können. Bad Brains, Agnostic Front und Sick of it All klingen heute auch nicht mehr so, wie im ersten Gründungsjahr. Ob einem das persönlich passt oder nicht.

Beispiele von damals
1) Wir machen genau so weiter
Rorschach schrieben auf ihrer Discography CD: Als wir uns gründeten spielten wir vor 17 Leuten und als wir 15 Jahre? später unser letztes Konzert gaben waren 17 Leute da. Musikalisch gab es Änderungen, aber die waren nicht „eingängiger“ und kommerzieller. Ich habe Rorschach zwei mal live in DE gesehen! Klein bleiben, Hobby Band, nur in der elitären Szene bekannt sein. Kann man machen. Nicht jeder will Rockstar sein.
2) Wir hören auf
Gorilla Biscuits hätten es packen können die Hardcore Szene zu verlassen, melodisch / humorvoll / poppig, sie waren echt gross und populär in der Hardcore Szene und everybodys darling. Aber sie wollten nicht und lösten sich auf. Musiker Walter Schreifels (Gitarre, Bass) hat weiter gemacht und ist unter anderem Sänger und Gitarrero bei Quicksand und Solokünstler.
3) Weiter machen mit Crossover
Crossover / Metalcore bedeutet hier, eine Punk Band (wenig Hörer, kleine Szene) will auch ein Rock-Heavy Metal Publikum erreichen / mit Metal Bands spielen (mehr Hörer). Dazu muss der Punk Sound „mehr metallischer“ werden. Punk Metal. Agnostic Front, Cro-Mags und Sick of it All, alles ehemalige New York Hardcore Bands, sie wurden metallischer, weil da war das Publikum. Die Straight Edge Band Headfirst versuchten es mit einem Post Hardcore Emo Album „The Enemy“ und wurden metallischer. Das ist ein Beispiel dafür das es nicht klappte. Die alte Crossover Band Corrosion of Conformity wurden nie gross. Straight Edge- und Hare Krishna Sänger Zack de la Rocha mit seiner Band Inside Out, alle kennen ihn von seiner späteren Band RATM her. Eine Band aus den 90ern, weiss gerade ihren Namen nicht mehr, machen heute eine Art Blues-Rock-Mosh, dieser Stil steckte bereits am Anfang in ihnen. Gang Green vom Punk zu Crossover. Beispiele gibt es viele.
4) Kompletter Musikstil Wechsel
Bei den deutschen 7 Inch Boots war ihre Hardcore Zeit vorbei und sie wechselten den Musikstil, nannten sich in Bohren & der Club of Gore um. Beastie Boys, von sehr kurzer Punk Phase zu Hiphop.

Turnstile sind nicht die ersten, die aus dem engen Hardcore Korsett ausbrechen. Nach den 90er Jahren habe ich erlebt das Hardcore Punk Bands sich entweder auflösten oder mit neuen Metal Crossover Anleihen weiter machen wollten.

Also Post Hardcore ist voll okay und damals, ich meine die 90er Jahre wo ich aktiver Hörer war, hat es nicht jede Band mit der Soundumstellung gepackt – einiges war greuselig und klang krampfhaft.

Auf der anderen Seite ist da gerade ein Hype um Turnstile entstanden und es flippen Leute aus. Den Hype um sie kann ich nicht ganz nachvollziehen, weil es das alles schon mal gab. Ich glaube jeder hört was anderes in ihnen.

Kacke ist das der Lead Gitarrist gerade jetzt die Band verlassen hat.

Toller Live Sound, fast wie Album Sound! Mit den Album Effekten vom Band :)