5 Gedanken zu „Expertin über Nerds

  1. Find das Interview merkwürdig.
    Warum wird ausgerechnet Steve Jobs als großes Beispiel für Nerds hochgehalten? Der Typ war doch in erster Linie für’s geschäftliche zuständig, der Nerd beim frühen Apple war Steve Wozniak. Bill Gates wäre vielleicht ein gutes Beispiel für einen der Masse bekannteren Nerd.

    Außerdem finde ich es merkwürdig, dass reaktionäre Strömungen (wie Incels) so hervorgehoben werden, während linke Strömungen nur kurz mit „frühe Silicon Valley Hippies aus Gegenkultur“ angerissen wird.
    Dass eine Deutsche „Expertin“ noch dazu in der taz den Chaos Computer Club und die zugehörige Hackerethik überhaupt nicht erwähnt, ist schon etwas beschämend – immerhin wurde der CCC in den Redaktionsräumen der taz gegründet.

  2. das interview ist merkwürdig und hinterlässt viele fragen. ich finde es einen teaser aufs buch. ob im buch wirklich viele fragen geklärt werden, wage ich zu bezweifeln.

    ich finds gut soweit, weil es den eigenen denkanstoss anregt. was sind nerds.

    ein autor/eine autorin hat halt ein buch geschrieben. das heisst zumindest man fasst zusammen, hat paar hypothesen aufgestellt und recherchiert.

    beim lesen des interviews dachte ich, was ist mit altersgruppen. die schulnerds, bleiben nerds immer nerds?, die späteren nerds. spielt intelligenz und schüchternheit eine rolle, ist nerd sein verstecken vor der welt?, kulturell-nationale unterschiede.

    >Warum wird ausgerechnet Steve Jobs als großes Beispiel für Nerds hochgehalten?

    hier wegen dem geniebegriff welcher aus den geisteswissenschaften stammt.

    weil jobs auf der strasse noch aktuell bekannt ist fürs iphone/ipad. „jobs war ein genie“, habe dies schon öfters von nicht-techis gehört.

    du erwartest zuviel tech wissen. die autorin ist kulturwissenschaftlerin. ipod/iphone/ipad haben für nicht-techis die welt verändert.

    mathematiker, physiker, zuse, ip protokoll theoriker, arpanet, dynabook, brainstorming im xerox PARC. das alles kennt kaum keiner.

  3. der genie begriff wird mit herein genommen. ist geschickt gemacht, so gibt es schon was mal was altes, an das man anknüpfen kann.

    dieser begriff hat seine geschichte und wandlung vollzogen. auch heute wird darüber noch diskutiert.
    ist eher kurz: https://de.wikipedia.org/wiki/Genie

    da vinci, einstein, goethe, schiller, mozart usw. höher geht es nicht, ausnahme talente sage ich dazu, wirklich einzigartig. ich sage nie genie, weil der begriff zu beladen für mich ist.

    aus wiki, irgendeinem psychologie buch: Genialität kann sich auf allen Gebieten zeigen – künstlerisch, wissenschaftlich, wirtschaftlich, philosophisch, politisch usw. Es kann zwischen Universalgenies, Genies und „verkannten Genies“ unterschieden werden.

    denke ich an einen nerd, sehe ich einen konsumierenden nerd vor mir. meine ich jetzt neutral ohne wertung.

    es gibt sicherlich nerds die sehr kreativ sind. ich behaupte mal, heute kann man sich selbst nerd nennen ohne ausgebuht zu werden. vielleicht gibts auch mehr nerds als früher. heisst das es gibt mehr kreative?

    weiss gerade nicht von wem das stammt. es gibt so eine theorie mit untersuchung, das nur deutlich unter 1% der menschen überragend kreativ sind / künstlerisch sind. und die zahl soll sich, obwohl die population zugenommen hat, über jahrhunderte nicht verändert haben. heute sind die technischen möglichkeiten durch eine vielzahl von medien und ausdrucksmöglichkeiten ja grösser als früher geworden, um kreativ zu sein / kunst zu machen. musik programm, mal programm, papier und schreibmaschine braucht man nicht mehr, wir haben bildung erfahren, man kann dinge lernen, wir können lesen und schreiben usw. [beim genie begriff heisst es ja explizit, das genie müsse nicht üben, das handwerk nicht lernen]. kommt dann wirklich was kreatives und neues und spannendes heraus? [mehr möglichkeiten, mehr zugang, dem begriff nach müssten ja heute mehr genies erkennbar werden, die nicht üben müssen]. nein, sagt diese theorie. die zahl der ausnahme talente hat nicht zugenommen. es wird nicht mehr.

    wenn das stimmen sollte, wie ist das zu erklären. was haben besonders kreative was die grosse mehrheit nicht hat. die suche danach geht weiter. wenn es so wenige „genies“ gibt, vielleicht gibt es gar keine einfache formel dafür.

  4. Ich würde von einer Expertin (oder von Akademikern allgemein, wenn sie sich mit einem Thema beschäftigen) erwarten, dass sie etwas tiefer in die Materie eintaucht.
    Auch wenn sie Kulturwissenschaftlerin ist, sollte sie bei diesem Themengebiet tiefer in das (IMO wichtige) Unterthema „Technik-Nerds“ vordringen können als der nächstbeste Opa von der Straße der mal irgendwo was über Steve Jobs gelesen hat.

    > ich sage nie genie, weil der begriff zu beladen für mich ist.
    > (…) Mozart
    > (…) beim genie begriff heisst es ja explizit, das genie müsse nicht üben, das handwerk nicht lernen

    So gesehen würde ich sagen, dass der Genie-Begriff Bullshit ist (vielleicht stimmen wir dabei sogar überein).
    Natürlich haben auch „Genies“ gelernt und geübt (ja, auch Mozart), gegenteilige Behauptungen sind höchstwahrscheinlich Mythen.
    Klar gibt es Leute die intelligenter sind als andere, oder kreativer, oder bei einigen Themen eine bessere Auffassungsgabe haben als andere (oder einfach nur sturer sind wenn sie sich in diese Themen einarbeiten) – aber ich denke um irgendetwas „Genie“-artiges zu werden braucht man trotzdem viel Arbeit und auch viel Glück (z.B. zur richtigen Zeit am richtigen Ort; „Privilegien“ sind z.B. eine Unterkategorie von „Glück“).

  5. >als der nächstbeste Opa von der Straße der mal irgendwo was über Steve Jobs gelesen hat.

    ja hehe. finde ich auch, sollte so sein.
    nur eben nicht, das ich es erwarte.

    ich könnte mir vorstellen, das der späte jobs so wie george lucas vorging. ein visionär mit überblick welcher die entscheidungen trifft, mit einem team das ihm zuarbeitet. ich suche mal das video von lucas. also ich habe beim ersten anschauen gelacht. aber dann merkte ich, das ist schlau und effizent. die anderen machen vorschläge und ausarbeitungen und er sagt schnell, ja so soll das sein, nein so nicht, a mit b mixen. lucas wollte eine riesige detailreiche welt zeigen (optik). das kann er alleine gar nicht bewältigen. er behält so die kontrolle der gesamten welt, seiner welt. film war immer kooperation und teams. der director kann keine kostüme nähen, aber sie auswählen oder in auftrag geben.

    ab minute 1
    https://www.youtube.com/watch?v=da8s9m4zEpo

    ich habe leider immer nur einzeltypen im kopf und kenne deren gesamte biografie nicht. fällt mir schwer sie zu vergleichen. verschiedene kunst gattungen, unterschiedliche zeiten usw. dann mischen sich zusammen spielfilm (anteile von real und fiktion), doku (lebenszusammenfassung, die ja auch nicht stimmen muss), was gelesenes, was vom studium.

    ich zweifle am genie begriff in seiner gänze. dann muss man mir genau aufdröseln anhand von 2-3 genies, das er stimmt, das es überschneidungen gibt und welche es sind.

    nicht zu üben kann ich mir kaum vorstellen. vielleicht später im leben/nach vielen berufsjahren, wenn man weiss wie man effizent ans ziel kommt. ja und von welcher gattung sprechen wir. was heisst üben. die basics sind irgendwann klar. ich bin nicht dabei wenn ein künstler seine bilder wegwirft, 20 seiten seines buches löscht, den neuen song aufgibt.

    über profis heisst es immer, die machen alles zuende – amateure brechen viel an. profis haben aber auch mehr erfahung.

    hendrix – hat 10 jahre als gitarrist in einer big band coverversionen gespielt. handwerk und regeln gelernt, er war technisch gut, aber nicht einzigartig. plötzlich übt er eigene griffe und methoden ein, alles was er für cool findet. er verdrängt sein gelerntes, er baut darauf auf.

    erhöhte produktivität aus wiki
    hendrix hat in 3 jahren bis zu seinem tod so viel musik gemacht, platten produziert, konzerte gespielt, echt unglaublich. sein output und sein tempo waren immens.

    meine kunsttheorie ist von einem künstler den ich kenne: handwerk lernen, dann alles vergessen und wegblenden um dem neuen eine chance zu geben, andere sichtweise einnehmen, dran bleiben, egal was andere sagen.

    eigenarten wertschätzen.

    hendrix hatte sehr lange finger. gibt leute die können das gar nicht nachspielen wie er greift. django reinhardt hatte an einer hand gelähmte finger die er ausgleichen musste, keiner klang so wie er. gerade habe ich gelesen das david byrne von den talking heads ganz leichten autismus hat.

    mozart hat gelernt. er hatte wahrscheinlich „das absolute gehör“ (kann gehörtes als noten sofort nachspielen). und er konnte im kopf komponieren. er sagte mal, ich habe die musik im kopf und gar nicht die zeit das alles aufzuschreiben. noten zu setzen dauert zu lange.“

    bessenheit. ein ausnahme talente ist getrieben, gibt nicht auf, das motiv/die trophe des „verrückten wissenschaftlers und künstlers“. durchhaltewillen. selbstaufgabe für die sache. man muss an sich glauben, darf sich nicht beirren lassen, die umwelt ausblenden.

    es gibt talente die lernen schnell. schiller hat meine ich das studium abgebrochen. bei einstein müsste man mal nachschauen, wie er vom postbeamten zum physiker wurde.

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