Gerade hatte ich mal wieder die US Miniserie Wild Palms aus dem Jahre 1993 gesehen. Ich glaube es ist bereits das dritte Mal gewesen. Und jedes Mal denke ich das hatte was, echt toll und schräg, aber ist auf jeden Fall unperfekt, nicht ganz rund und etwas unbefriedigend gewesen. Wild Palms hat einige Ähnlichkeiten mit Twin Peaks. Es geht um Traumbilder, Serien Soap Einflüsse, Theaterdialoge wo Menschen aneinander vorbei reden. Twin Peaks ist dabei mehr Mystery, Unterwusst, Satire über TV Soaps, Satire auf Amerika und die amerikanische Kleinstadt.
Wild Palms ist Sci-Fi bzw. alternative Welt in der Zukunft. Gut surreal geht es zu, i love it, surreal kann nämlich realistischer wirken als die Wirklichkeit (ui ui ui gewagte These). Nashörner in Träumen, Treffen in leeren Schwimmbädern (lol), japanische Einflüsse (Kultur und Tech), Technik Glauben – Medien Manipulation – Virtual Reality mittels Drogen, Seitenhieb gegen Scientology, Sprechen in Metaphern, 50er Jahre Autos und Gehabe, Technik die in grauen 80er Jahren Kästen, die zwei Über-Gruppen die sich seit langer Zeit bekämpfen und nun ihren Showdown austragen werden. Tolle Musik von Ryuichi Sakamoto, Einbindung von Rolling Stones Songs (diesmal nicht von Scorsese). Obwohl die Serie insgesamt schlecht gealtert ist (Bildquali, Ausstattung, Häuser, Menschen verhalten sich ganz und gar nicht wie in der Zukunft), gibts da viel Visuell Interessantes was wirklich toll gemacht ist und sich ins Hirn buchstäblich reinfrässt. „Die Bilder“. Ganz am Anfang die Anzugträger die einen Menschen vermöbeln was ich Shocking finde. Japanischer Steingarten steht in Brand (?) lol. Inhaltlich dann das die Familienverhältnisse ganz andere sind als vorher gedacht. Normal würde der Zuschauer sagen, okay, so ist das, gut. Aber hier sind die gelüfteten Geheimnisse wirklich gruselig. Kinder geplant vertauschen …. Böse hoch drei. Nach Anschauen der fünf Folgen ist der grobe Handlungsstrang beendet. Jedoch bleiben viele Details während der Serie unklar. Hoffen wir mal Senator Kreutzer ist wirklich endgültig verschwunden … Hungry Ghost.
Total unwichtige Dinge. Der Künstler und einer der Anführer wird süchtig nach der Droge weil er seinen verstorbenen Freund wiedersehen möchte. Wenn das was sexuelles sein soll, wieso wurde das nirgendwo vorher angedeutet. Wieso kann die Tochter nicht sprechen. Wieso hat Harrys Frau sich dem Plan der Väter gefügt, sie lebt so komplett in der Lüge. Wieso haben die Japaner den Go Chip und nutzen ihn nicht selbst. Okay es dürfte klar sein :) die Logik steht bei Wild Palms nicht im Vordergrund, es geht ums grosse Ganze. Um verschiedene Metaphern zu verschiedenen Topics.
Oliver Stone, Regisseur und Produzent der Serie, sagte damals „Es geht gar nicht darum, daß man die Handlung völlig versteht. Es geht um die Atmosphäre.“ Damit rekuriert er eigentlich auf den Sci-Fi Roman wo das ganz typisch ist.
Kritik wäre, die Story ist gross und weltverändernd, aber der Blick ist nur auf Los Angeles? und einige Personen gerichtet. Hat wahrscheinlich mit dem geringen Produktionsbudget zu tun, und das da alles so traummässig rüberkommt spielt es dann wieder keine Rolle das Gezeigte nur exemplarisch zu zeigen. Der Hauptdarsteller und Protagonist wacht quasi am Anfang auf, nach und nach erkennt er die Welt um ihn herum. Ab da verändert sich die Welt schneller, die Handlung setzt ein, der von langer Hand geplante Showdown steht bevor. Doch dieses „absolut keine Ahnung haben von der Realität“, von der Welt in der er sein ganzes Leben lang verbracht hat wirkt seltsam. Harry peilt ja zunächst gar nichts. Okay, wird schon so gewollt sein :) Die Hauptstory ist „gross“ und ein Kampf findet statt, auch physische Gewalt ist ein Mittel neben dem politischen, medialen Machtkampf. Das am Ende noch einige Charaktere den Löffel abgeben müssen passt nicht zum Gesamten finde ich. Wahrscheinlich sollen die harten Konsequenzen im Handeln verdeutlicht werden wie in klassischer Hochliteratur. Es gibt kein Zurück, am Ende wird sich der Moral und Gott gestellt. Zwei der Bösen trifft es ganz am Ende, die haben es objektiv verdient ohne Frage, doch ich verspüre gar nicht mehr dieses typische „Genau, endlich“. Vielleicht soll das gerade die Radikalität der Guten kritisieren. Wenn man resümiert, Harry hat am Baywatch-Ende fast seine komplette Familie ausgetauscht. Crazy, sowas geht nicht mehr zu toppen.
Wild Palms ist nicht die perfekte Erfüllung als Zuschauer, aber das auf imdb nur 1.500 Leutchen ihre Kritiksternchen abgegeben haben, also das müssten viel mehr. So wenig Interesse darf Wild Palms nicht verdient haben. Für Wild Palms gibts ne stabile 7 von mir.